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Neue Erkenntnisse zur Sicherheit gentechnisch veränderter Organismen

In einem EU-finanzierten Projekt wurden umfassende Fütterungsversuche durchgeführt, um mit fundierten Informationen zur Debatte über die Sicherheit obligatorischer Tierfütterungsversuche mit gentechnisch verändertem Futter beizutragen. Für 2016 wird eine Neubewertung von Tierfütterungsversuchen mit gentechnisch verändertem Futter durch die EU erwartet.

Fütterungsversuche für Lebensmittel werden häufig an Ratten durchgeführt.
Bild: Janet Stephens, National Cancer Institute, USA

Das EU-finanzierte Projekt GMO Risk Assessment and Communication of Evidence (GRACE) wurde ins Leben gerufen, um den Nutzen von Fütterungsversuchen an Ratten, mit denen die Sicherheit gentechnisch veränderter Pflanzen festgestellt werden soll, neu zu beurteilen.

Das Projekt sollte außerdem auf die anhaltende Kontroverse über die Sicherheit gentechnisch veränderter Pflanzen eingehen. Zu diesem Zweck war das Projekt um zwei zentrale Aspekte aufgebaut.

Die GRACE-Forscher verbesserten die Auswertung 90-tägiger Fütterungsstudien an Ratten, hoben dabei die Vorteile der Versuche hervor und untersuchten alternative Herangehensweisen bei der Erforschung gentechnisch veränderter Pflanzen, um die Anzahl von Tierversuchen zu verringern bzw. sie zu ersetzen. Eine zusätzliche einjährige Fütterungsstudie wurde ebenfalls durchgeführt.

Forscherteam verwendete MON 810, eine genetisch veränderte Maispflanze, die in Regionen auf der ganzen Welt – auch in der EU – zum Anbau freigegeben wurde.

Ergebnisse der Fütterungsstudien

Bei der Vorstellung der finalen Ergebnisse berichteten die Forscher, dass keinerlei Hinweise darauf gefunden wurden, dass eine routinemäßige Durchführung von 90-tägigen Fütterungsstudien mit Vollwertnahrung bzw. -Futter gegenüber Kompositionsvergleichen der Vielfalt an gentechnisch veränderten Pflanzen zusätzliche Informationen zur Sicherheit von MON 810 ergebe.

Zudem lieferten die durchgeführten 90-tägigen Fütterungsstudien keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, die für eine Verlängerung der Fütterungsperiode sprechen.

Die im Laufe des einjährigen Fütterungsversuchs erhobenen Daten stimmen mit denen der 90-tägigen Fütterungsversuche überein und lassen im Wesentlichen darauf schließen, dass MON 810 bei Ratten keine negativen Wirkungen hat.

Die in GRACE erhobenen Daten zeigten außerdem, dass nicht zielgerichtete Fütterungsstudien mit Tieren, die gentechnisch verändertes Testfutter erhalten, und Tieren, die kontrolliert ernährt werden, zu zufälligen, deutlichen Unterschieden führen können. Die Ergebnisse solcher Studien sind für die Risikobewertung nicht aussagekräftig.

Die Daten aus dem GRACE-Projekt unterstützen die wissenschaftliche Annahme, dass Fütterungsversuche mit Vollwertnahrung einen wissenschaftlichen Mehrwert für die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen liefern – jedoch nur, wenn ein Trigger der ursprünglichen molekularen, kompositionellen, phänotypischen und/oder agronomischen Analysen vorhanden ist.

Daher können Fütterungsversuche in Betracht gezogen werden, sofern die Studie spezifisch an die bestehenden Sicherheitsbedenken angepasst werden kann.

Aufgrund dieser Einschränkungen bei Fütterungsversuchen mit Ratten und genmodifiziertem Vollwertfutter betonen die Forscher des Projekts, dass eine obligatorische Durchführung im Rahmen der Risikobewertung von gentechnisch veränderten Organismen angesichts des europäischen Ziels, Tierversuche zu verringern bzw. zu ersetzen, nicht gerechtfertigt werden kann.

Diskussion über die Sicherheitsbewertung von Gentechnik

Die Forscher haben auch neue und umfassendere Methoden zur systematischen Sammlung und Bewertung existierender wissenschaftlicher Belege zu ökologischen, gesundheitlichen und sozio-ökonomischen Nutzen und Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen eingeführt. Damit haben sie sich dem zweiten Ziel des Projekts angenommen, indem sie zur allgemeinen Debatte über die Sicherheit genetisch veränderter Pflanzen beitrugen.

Bei der Prüfung dieser Methoden für die Risikoforschung und -beurteilung gentechnisch veränderter Organismen wurde bestätigt, dass die Schlussfolgerungen aus vorherigen Beurteilungen noch immer gültig sind. Für die geprüften schädlingsresistenten Pflanzen sind keine Auswirkungen auf Populationen von Nichtzielorganismen wie z. B. Käfer, Schmetterlinge oder auf Mikroorganismen in der Erde dokumentiert.

Diese Endergebnisse sollen zur anhaltenden europäischen Debatte über die Sicherheit und Umsetzbarkeit gentechnisch veränderter Pflanzen und anderer Organismen beitragen, insbesondere da die Notwendigkeit obligatorischer Tierfütterungsversuche im Jahr 2016 neu bewertet werden soll.

Weitere Informationen finden Sie auf der GRACE-Projektwebsite (Link unten)

Quelle: CORDIS
Bild: Janet Stevens, National Cancer Institute

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