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Gute Absichten, hoher CO2-Ausstoss: Die Rolle privater Haushalte in reichen Ländern

CDE Policy Brief 2016 #9

Die Wissenschaft ist sich einig: Der Mensch verändert mit der Verbrennung fossiler Energieträger das Klima. In reichen, konsumorientierten Ländern verursachen private Haushalte einen beträchtlichen Anteil der CO2-Emissionen. Doch welche Haushalte verbrauchen am meisten Energie, und wie lässt sich ihr CO2-Fussabdruck verringern? Der CDE Policy Brief beleuchtet diese Fragen am Beispiel Deutschlands – eines der grössten Treibhausgasemittenten Europas, aber auch eines Vorreiters in der Förderung erneuerbarer Energie.

CDE Policy Brief 2016/9

Kernbotschaften

  • Reiche Industrieländer sind über- proportional für klimaschädliche CO2-Emissionen verantwortlich – insbesondere die USA und die EU, die hinsichtlich ihrer Gesamtemissionen direkt hinter China liegen. Klimarelevante Massnahmen dieser Länder – ob positiv oder negativ – haben deshalb weitreichende Aus- wirkungen.
  • In reichen Ländern spielt der Energie- verbrauch privater Haushalte eine wichtige und oft unterschätzte Rolle. In Europa verursachen Haushalte vor allem durch Heizen und Stromver- brauch mindestens 25 % der energiebedingten CO2-Emissionen.
  • In Deutschland und vergleichbaren Ländern sind es die gut verdienenden Bevölkerungsschichten, welche – oft trotz eines hohen Umweltbewusstseins – die höchsten CO2-Emissionen verursachen.
  • Massnahmen zur Reduktion des individuellen CO2-Fussabdrucks sollten einkommensabhängig gestaltet werden und neben technologischen Anpassungen auch Verhaltensänderungen zum Ziel haben. Insbesondere sollten sie der Tendenz entgegenwirken, den eigenen CO2-Ausstoss in emissionsstarken Bereichen wie Heizen, Alltagsmobilität und Ferienreisen zu unterschätzen oder auszublenden.

Anregungen zur Umsetzung der Forschungsergebnisse:

  • Wohlhabende Haushalte sollten ihren CO2-Fussabdruck verringern mittels positiver und negativer Anreize: Positive Anreize können Steuererleichterungen oder Fördergelder für energetische Sanierungen oder die Installation von erneuerbaren Energieanlagen sein. Negative Anreize können strenge Vorschriften für Neubauten, höhere Steuern auf fossil betriebene Fahrzeuge sowie höhere Fluggebühren sein.
  • Weniger gut Verdienende sollten unterstützt werden, dasselbe zu tun beispielsweise durch aussagekräftige Enerigeverbrauchskennzeichnung von Mietwohnungen sowie durch ein bezahlbares öffentliches Verkehrsnetz.
  • Der Preis fossiler Energieträger sollte stetig aber sozialverträglich erhöht werden. Der Preis für Erdöl, Erdgas und Kohle sind zu billig. Dies sollte mit einer stetig steigenden Steuer oder Abgabe auf fossile Energie korrigiert werden. Die Einnahmen sollten gleichmässig (pro Kopf) an die Bevölkerung zurückverteilt werden, was insbesondere ärmeren Haushalten zugutekäme.
  • Mittels Kommunikation und Partizipation sollte die öffentliche Akzeptanz gefördert werden. Massnahmen, die sich direkt auf den Geldbeutel oder die Gewohnheiten der Menschen ausiwrken, müssen von der Bevölkerung mitgetragen werden. Dazu ist eine klare, glaubwürdige und faire Kommunikation notwendig, sowie die Beteiligung der Bevölkerung an den Lösungen. Im Blick bleiben muss dabei das übergeordnete Ziel: Eine lebenswerte Welt für uns alle zu erhalten.

Autoren: CDE

Quelle: Moser S, Lannen A, Kleinhückelkotten S, Neitzke HP, Bilharz M. 2016. Gute Absichten, hoher CO2-Ausstoss: Die Rolle von Privathaushalten in reichen Ländern. CDE Policy Brief Nr. 9. Bern, Schweiz: CDE.

Kategorien

  • Energieverbrauch
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