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Anpassung an den Klimawandel: Tagung von 200 Spezialistinnen und Spezialisten in Bern

Am 7. und 8. Juni fand in Bern die Tagung «Anpassung an den Klimawandel in der Praxis» statt. Über 200 Praxisvertreterinnen und -vertreter aus der Schweiz und dem benachbarten Ausland nahmen daran teil. Unterschiedliche Anpassungsmassnahmen wurden vorgestellt und diskutiert, etwa zur Verringerung der Hitze in den Städten oder im Hinblick auf das Wasserressourcenmanagement. Die Tagung wurde vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) zusammen mit ProClim, dem Forum für Klima und globalen Wandel, veranstaltet.

Teaserbild Klima

Die Auswirkungen des Klimawandels auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt erfordern Anpassungen, auch wenn die Verminderung der Treibhausgasemissionen vordringlich bleibt. Nachdem die meisten Länder in Mitteleuropa Anpassungsstrategien entwickelt haben, rücken nun zunehmend Fragen der Umsetzung in den Vordergrund.

Anpassung an die Hitze in den Städten

Bereits heute wirken sich die steigenden Temperaturen im Sommer auf den Alltag der Stadtbevölkerung aus. Häufigere Hitzewellen werden die Lage weiter verschärfen. Das an der Tagung von der Stadt Sitten vorgestellte Projekt zeigt auf, wie mit der Schaffung von Grün- und Wasserflächen sowie von durchlässigen Böden die Folgen von Hitzewellen und die Überschwemmungsgefahren in Städten abgeschwächt werden können. Die Stadt Saarbrücken (D) präsentierte die Ergebnisse einer Studie über die Rolle öffentlicher Räume bei der Reduktion der immer zahlreicheren Wärmeinseln. Diese Erkenntnisse werden nun für die Stadtentwicklung genutzt.

Regionales Wasserressourcenmanagement

Sommertrockenheit und lokale Wasserknappheit dürften in Mitteleuropa künftig häufiger auftreten. Das Wasserressourcenmanagement soll kurzfristig die Bewältigung solcher Ausnahmesituationen und langfristig die Vermeidung von Interessenskonflikten ermöglichen. Im Einzugsgebiet des Vierwaldstättersees sind die Folgen des Klimawandels zum Teil bereits erkennbar. Die betroffenen Kantone bestimmen daher gemeinsam die Risikogebiete und erarbeiten eine Wasserknappheitskarte, die im Rahmen der Tagung vorgestellt wurde.

Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wasser (D) zeigte seinerseits auf, wie sich in Risikogebieten dank einer regionalen Planung potenzielle Konflikte - etwa zwischen Landwirtschaft und Wasserversorgung - vermeiden lassen. Weitere Projekte beinhalten einen Werkzeugkasten mit Instrumenten und praxisorientierten Empfehlungen für den Umgang mit Ausnahmesituationen von Wasserknappheit. Die Verantwortlichen für die Wasserbewirtschaftung in der Region Seeland-Broye haben eine Internet-Plattform entwickelt, welche Prognosen über den Wasserbedarf der Landwirtschaft und die verfügbaren Wasserressourcen erstellt.

Die Tagungsteilnehmenden konnten sich ferner über das Projekt «Urban Green & Climate» der Berner Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) informieren, welches die Ökosystemleistungen und die Klimaempfindlichkeit von Bäumen untersucht. Ziel des Projekts ist die Erarbeitung von Grundlagen für eine klimaangepasste Bewirtschaftung von Bäumen. Bäume im urbanen Raum erbringen wichtige Ökosystemdienstleistungen wie beispielsweise die Verbesserung des Mikroklimas, die Speicherung von CO2 oder die Aufnahme und Speicherung von Oberflächenwasser.

Was brauchen wir für morgen?

An einer Podiumsdiskussion zwischen Vertreterinnen und Vertretern der Verwaltung, der Wissenschaft und der Praxis aus der Schweiz, Österreich und Deutschland wurde die Wichtigkeit der Zusammenarbeit und der Koordination zwischen den verschiedenen Akteuren betont. Dabei wurde der Bildung von Netzwerken zwischen Behörden, Forschung, Regionen und Wirtschaft grosse Bedeutung beigemessen. Brachliegende Potenziale wurden im Bereich Wissenstransfer geortet. Die an der Tagung vorgestellten beispielhaften Anpassungsaktivitäten sind in anderen Ländern oder Regionen vielfach unbekannt. Deshalb soll der Austausch über die Anpassungspraxis innerhalb und zwischen den Ländern intensiviert werden und das Thema Anpassung an den Klimawandel verstärkt in laufende Prozesse der Regional- und Stadtentwicklung integriert werden.

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