Die SCNAT und ihr Netzwerk setzen sich für eine nachhaltige Gesellschaft und Wissenschaft ein. Sie unterstützen Politik, Verwaltung und Wirtschaft mit Fachwissen und pflegen den Dialog mit der Öffentlichkeit. Sie stärken den Austausch über die wissenschaftlichen Disziplinen hinweg und fördern den akademischen Nachwuchs.

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«Die naturwissenschaftlichen Museen mit einer Stimme vertreten»

Über 35 Institutionen haben sich im Verband der Naturwissenschaftlichen Museen und Sammlungen zusammengeschlossen. Christoph Beer, Direktor des Naturhistorischen Museums Bern, spricht über ihre Ziele und die Zusammenarbeit mit der SCNAT.

Christoph Beer, Direktor des Naturhistorischen Museums Bern

SCNAT: Weshalb braucht es einen Verband der naturhistorischen Museen?

CB: Obwohl sehr viele gemeinsame Interessen und Anliegen existierten, hat es in der Schweiz bislang keinen zentralen, übergeordneten Ansprech- und Koordinationspartner der Naturmuseen gegeben. Mit dem im Oktober 2014 gegründeten Verband der Naturwissenschaftlichen Museen und Sammlungen ist dieses Manko nun behoben. Der Verband bezweckt die Interessenvertretung der naturwissenschaftlichen Museen der Schweiz gegenüber dem Verband Museen Schweiz (VMS), der Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT), dem Bund und in der Öffentlichkeit. Die Schweizer naturwissenschaftlichen Museen möchten damit ein starkes Netzwerk aufbauen und festigen, nicht aber ein zentrales naturwissenschaftliches Museum schaffen. Der Verband soll auf übergeordneter Ebene mit einer institutionellen Stimme die naturwissenschaftlichen Museen vertreten können. Der Verband wird vor allem Meta-Themen im Interesse aller angeschlossenen Institutionen bearbeiten. Zurzeit sind schon über 35 Institutionen und fast alle Kantone im Verband vertreten; deren Sammlungen beinhalten rund 40 Millionen Objekte.

Sind Museen auch Forschungsinstitutionen?

Selbstverständlich, aber mit unterschiedlichen Funktionen. Jedes Museum sorgt sich um die langfristige Erhaltung, Erschliessung, Erweiterung und Bereitstellung der wissenschaftlichen Sammlungen als einzigartiges Kulturgut im Sinne eines Archivs der Erde. Zweck ist das dauerhafte Sammeln, Ordnen, Bewahren und Untersuchen der Objekte als Basis für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn, aber auch für die Weitergabe von Wissen an die Öffentlichkeit. Zentral ist auch die Bedeutung der naturwissenschaftlichen Sammlungen für die aktuellen und künftigen Fragestellungen. Praktisch alle Museen pflegen Kooperationen mit externen Wissenschaftlern und Institutionen sowie die Zusammenarbeit mit regionalen Einrichtungen und naturforschenden Organisationen. Sehr viele Museen betreiben eine aktive Veröffentlichung ihrer Forschungsergebnisse in wissenschaftlichen Publikationen. Einige Museen unterhalten eine eigenständige und komplementär zur Ausrichtung der universitären Institute ausgelegte Forschung. Es geht dabei vor allem um sammlungsorientierte Themenschwerpunkte und um die langfristige Sicherung hoher wissenschaftlicher Kompetenz. Ein paar wenige Museen engagieren sich nicht nur in der Forschung, sondern auch in der universitären Lehre und pflegen einen hohen Grad der Zusammenarbeit mit Hochschulinstitutionen.

Die Museen und die SCNAT wollen enger zusammenarbeiten: Was erhoffen Sie sich davon?

Es gibt gemeinsame, übergeordnete Interessen, die in Koordination oder im Verbund besser oder effektiver wahrgenommen werden können. So geht es beispielsweise darum, die Visibilität der Naturwissenschaften in der Öffentlichkeit zu erhöhen. Oder darum, bestimmte, gesellschaftlich wichtige Themen aufzugreifen, bei denen die Naturwissenschaften einen relevanten Faktor zur Lösungsfindung bilden und diesen dann auch der breiten Öffentlichkeit darzustellen. Es geht um Aufklärung, Wissensvermittlung, Beratung – gemeinsames Ziel ist eine nachhaltig positive Wirkung in Fachwelt, Öffentlichkeit und Politik. Wir grasen oft auf der gleichen Wiese und sollten Parallelitäten und Konkurrenz unter unseren Institutionen möglichst vermeiden. Für spezifische Fragestellungen und Projekte kann die Zusammenarbeit zwischen Mitgliedern der SCNAT und jenen aus dem Netzwerk der Museen, mit einem enormen Spektrum an Spezialisten und riesigem Sammlungsgut, eine einzigartige Chance darstellen. Und letztlich geht es auch um ein gemeinsames Lobbying zur Beeinflussung des Ressourceneinsatzes zugunsten unserer Disziplinen und deren Herausforderungen.

Was sind die ersten Aktivitäten des Verbandes?

Nebst der internen Konsolidierung geht es jetzt vor allem darum, das externe Netzwerk aufzubauen; den Verband bekannt zu machen und auszuloten, wo gemeinsame Interessens- und Handlungsfelder bestehen. Zudem hat sich der Verband bereits schon bei der politischen Instanz gegen den Sparentscheid zur Aufhebung einer einzigartigen wissenschaftlichen Sammlung einer Mitgliederinstitution einbringen können.

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